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Via Julia

Eingefahren:
08. 2018
Kilometer:
200.00
Höhenmeter:
3200.00
GPX-Track
  • Rennrad, Slowenien, Julische Alpen, Soca, Bovec, Kranjska Gora, Bled
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„Soviel ich in meinem Leben an Bergen gesehen habe, nichts kommt in meinem Herzen den Julischen gleich." so schreibt Julius Kugy, der Erschließer der Julischen Alpen und Erstbesteiger vieler ihrer Gipfel. Auch wenn die schroffen Gipfel den Bergsteigern vorbehalten bleiben, so gibt es doch auch für den Cyclisten äußerst lohnende Ziele. Allen voran die hier beschriebene, majestätische Umrundung der Julischen Alpen, die zwar wunderschön und lohnend, aber mindestens ebenso lang und kräftezehrend ist. Und nur um gleich alle Hoffnungen zu zerstören: man kann sie nicht abkürzen und der Hammer kommt zum Schluss.

 

Es zahlt sich auf jeden Fall aus, schon einige Kilometer und Höhenmeter in den Beinen zu haben, wenn man diese Runde angeht. Denn es gibt wahrlich leichtere Runden und wie eingangs erwähnt, einmal gestartet, gibt es kein zurück mehr. Und die Schmach, zurückzubleiben und sich von den Kameraden abholen zu lassen, will man sich unbedingt ersparen.

Gestartet wird im slowenischen Bergsteiger- und Wintersportort schlechthin: Kranjska Gora. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es eine Bahnstrecke von Ljubljana nach Tarvis. Heute fährt der Zug nur mehr bis Jesenice und auf der ehemaligen Bahntrasse wurde ein asphaltierter Radweg errichtet. Diesen geht es die ersten 15 Kilometer talaus, wobei man an einem schönen Wochenendtag nicht genau weiß, was einem lieber ist: der Autoverkehr auf der parallel verlaufenden Bundesstraße oder der Radfahrer-Verkehr am recht schmalen Radweg.

In Mojstrana läßt man den Verkehr aber ohnehin zurück und nach kurzem Anstieg erreicht man das schöne und überraschend einsame Radovna-Tal. Die bis vor kurzem unbefestigte Straße weist mittlerweile besten Asphalt auf und die folgenden gut zehn Kilometer vereinen Fahrspaß und Naturerlebnis, wie man es nur selten findet. Das einsam gelegene Dorf Radovna war während der Nazi-Besetzung Treffpunkt und Versorgungsposten der Widerstandskämpfer, was dazu führte, dass kurz vor Kriegsende das gesamte Dorf niedergebrannt wurde und 24 Einwohner, unter denen sich auch zahlreiche Kinder befanden, den Tod fanden. Heute erinnern nur noch Reste eines Hauses und ein Denkmal an das einstige Dorf.

Es folgt eine kurze Abfahrt hinunter nach Bled und nach einigen weniger inspirierenden Kilometern folgt die erste längere Steigung der Runde.

Ab dem netten, unter Denkmalschutz stehenden Dorf Kropa folgen 300 Höhenmeter, die durchwegs im Wald verlaufen. Erst oben auf einer kleinen Anhöhe wird das Gelände offener und man erhält ein paar schöne Blicke über das slowenische Hügelland.

Nach einer kurzen Abfahrt erreicht man den wenig reizvollen Ort Zelezniki, das einstige Zentrum der slowenischen Eisenindustrie, das sich aber immerhin mit dem einzigen noch erhaltenen Hochofen Sloweniens schmückt.

In sanfter Steigung geht es dann das Selškatal hinein, bis man bei Petrovo Brdo die höchste Stelle dieses Übergangs erreicht. Es folgt eine langgestreckte Abfahrt hinaus ins Soca-Tal, die allerdings stellenweise aufgrund der mäßigen Straßenbedingungen mit einer gewissen Vorsicht angegangen werden muss.

Kurz vor Tolmin erreicht man dann die weit über die Landesgrenzen bekannte Soca. Wegen ihres klaren Wassers, der landschaftlichen Schönheit und nicht zuletzt der endemischen Marmorata-Forelle zieht dieser Teil Sloweniens Jahr für Jahr mehr Besucher an. Der damit verbunde Verkehr schränkt den Reiz dieses Tales für den Radfahrer etwas ein.

Zwischen Tolmin und Kobarid, sowie zwischen Zaga und Bovec kann man zwar auf kleine, wenig befahrene Straßen ausweichen, die 15 Kilometer zwischen Kobarid und Zaga machen eine Fahrt außerhalb der Hauptferienzeit aber durchaus sinnvoll.

Ansonsten ist die Fahrt durchs Soca-Tal aber überwältigend und je weiter flussaufwärts man kommt, umso schöner wird es. Vor allem die Trenta oberhalb von Bovec ist an Idylle und Naturbelassenheit mit der smaragd-grün schimmernden Soca kaum zu überbieten.

Es wäre ja zu schön, wenn man die bis hierher immerhin schon gut 170 Kilometer lange Runde hier ausklingen lassen könnte. Aber ein Hindernis stellt sich uns noch in den Weg, und das ist ausgerechnet der höchste Pass Sloweniens, der Vrsic-Pass.

Ob man sich darüber freuen kann, hängt wohl in erster Linie von der Fitness jedes Einzelnen ab. Auf jeden Fall ist der Vrsic nicht nur landschaftlicher sondern auch sportlicher Höhepunkt der Runde. In Atemberaubender Kulisse schrauben sich die 50 Serpentinen durch den Triglav-Nationalpark. Und die zu überwindenden 1000 Höhenmeter sorgen dafür, dass man auch genug Zeit hat, die Szenerie zu genießen.

Weniger zu genießen gehabt haben die bedauernswerten russischen Kriegsgefangenen, die zwischen 1914 und 1916 diese Straße anlegen mußten. Insgesamt forderte der Bau der Straße nach Schätzungen mehr als 7000 Opfer. Noch wesentlich mehr Opfer forderten allerdings die zwölf Isonzo-Schlachten während des ersten Weltkrieges, die an verschiedenen Stellen des Socatales ausgetragen wurden und ohne die Versorgung über die neu angelegte Vrsic-Straße wohl bedeutend weniger verheerend ausgefallen wären.

Ober auf der Passhöhe sind für uns die Schwierigkeiten dann aber vorbei, denn es wartet nur noch die Abfahrt hinunter nach Kranjska Gora, wobei das Kopfsteinpflaster in den Serpentinen dazu führt, dass man am Abend nicht nur die Oberschenkel sondern auch die Arme ordentlich spürt. Das kühle Pivo in Kranjska Gora hat man sich nach dieser Runde auf jeden Fall eindeutig verdient.

 

GPX-Track

Start/Parkmöglichkeiten

Kranjska Gora, Parkplätze bei den Tennisplätzen in der Vršiška cesta

Wegpunkte

Kranjska Gora - Mojstrana - Radovna - Bled - Kropa - Zelezniki - Petrovo Brdo - Kneza - Modrej - Tolmin - Kobarid - Zaga - Bovec - Trenta - Vršič Pass - Kranjska Gora