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Im Reich der Karawanken

Eingefahren:
05. 2018
Kilometer:
121.00
Höhenmeter:
2810.00
GPX-Track
  • Rennrad, Kärnten, Slowenien, Karawanken, Krajn, Loibl, Seebergsattel, Koschuta
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Allzu viele grenzüberschreitende Runden in den Karawanken gibt es ja nicht. Das Grenzgebirge zwischen Kärnten und Slowenien ist einfach zu schroff, um viele asphaltierte Straßen zu beherbergen und entsprechend imposant und majestätisch präsentiert sich die uns umgebende Landschaft. Für uns bedeutet das: nichts wie hinein in diese grandiose Bergwelt, deren Reize man sich mit drei anspruchsvollen Anstiegen aber erst erarbeiten muss.

 

Zugegeben: ein Geheimtipp sieht anders aus. Ist doch der Loiblpass die kürzeste Verbindung zwischen Ljubljana und Klagenfurt. Ganz allein wird man hier also nicht sein, doch dank des nahen Karawankentunnels, der einiges an Verkehr abzieht, ist bei vernünftiger Planung auch der Loiblpass ein durchaus lohnender Teil dieser Runde.

Während unter der Woche der Berufs- und Pendlerverkehr über den Loibl eine Rennradbefahrung fast unmöglich macht, trifft man am Wochenende fast ebenso zahlreiche Wanderer, Motorradfahrer und sonstige Ausflügler. Am Wochenende zeitig aufzubrechen, ist da wohl die beste Strategie und genau das ist unsere Empfehlung.

Unterschätzen sollte man den Loiblpass, der als erstes auf unserem Roadbook steht, jedenfalls nicht. Gleich vom Start weg geht es bergauf, und obwohl es bis zum höchsten Punkt “nur” 700 Höhenmeter zu überwinden gilt, so ist der Anstieg doch mit etlichen giftigen, weit über 10% steilen Rampen gespickt.

Der höchste Punkt wird beim Grenzübergang am Nordportal des gut 1,5 Kilometer langen und problemlos mit dem Fahrrad zu befahrenden Loibltunnels erreicht. Dass uns die restlichen 300 Höhenmeter bis zur eigentlichen Passhöhe erspart bleiben, hat übrigens einen entsetzlichen Grund. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde der Loibltunnel unter unmenschlichen Bedingungen von Kriegsgefangenen und KZ-Insassen gegraben. Nicht wenige verloren dabei ihr Leben. Zur Internierung wurden im Bereich des Nord- und Südportals jeweils eine Außenstelle des Konzentrationslagers Mauthausen errichtet, wo sich heute Gedenkstätten befinden.

Die einst asphaltierte Straße auf die Passhöhe, wo übrigens bereits um 1560 ein erster 150 Meter langer Tunnel gebaut wurde, wird seit Jahrzehnten nicht mehr gepflegt und ist allenfalls noch mit dem Mountainbike befahrbar.

Die slowenische Seite des Loiblpasses ist ebenso gut ausgebaut wie die österreichische und so erwartet uns eine rasante und schnelle Abfahrt, wo man bei günstigen Bedingungen durchaus eine dreistellige Geschwindigkeitsanzeige am Tacho erreichen kann. Nach einiger Zeit flacht die Straße ab und hier verlässt man am besten die gut ausgebaute Bundesstraße und wechselt auf eine kleine Nebenstraße, die in wenigen Kilometern nach Trzic führt.

Bald darauf schwenkt die Straße Richtung Osten und in ständigem, sanften Auf und Ab fährt man an den südlichen Ausläufern der Karawanken bis Preddvor, wo man auf die Kokra trifft, der man nun ihr liebliches Tal hinein flussaufwärts folgt.

26 Kilometer sind es von hier bis hinauf auf den Seebergsattel, wobei die erste Hälfte nur minimal ansteigt und noch keine große Anstrengung aufkommt. Nach einem ersten etwas steileren Stück weitet sich das Tal und man erreicht bei Zgornje Jezersko einen wunderschönen Talkessel, der Richtung Süd-Osten von den schroffen Steiner Alpen mit den Hauptgipfeln Kocna, Grintovec und Skuta begrenzt wird. Dieses wunderbare Panorama bildet auch die Kulisse für die noch fehlenden vier Kilometer, 300 Höhenmeter und sechs Kehren auf den Seebergsattel, Österreichs südlichsten Grenzübergang. Der südlichste Straßenpunkt Österreichs liegt übrigens ein wenig weiter östlich in der Auffahrt zum benachbarten Paulitschsattel.

Zurück auf österreichischem Boden wartet die rasante Abfahrt hinunter nach Bad Eisenkappel. Die Schwierigkeiten sind damit aber immer noch nicht absolviert. Denn wie bei der Runde über den Luschasattel geht es jetzt den sehr schönen und einsamen Ebriach-Graben hinein. Während der ersten Kilometer steigt die Straße nur äußerst zögerlich an, so dass man noch einmal durchschnaufen und Kräfte sortieren kann. Sobald man aber die Abzweigung der überaus lohnenden Stichstraße in die Trögener-Klamm links liegen gelassen hat, zeigt die Runde noch einmal ihre Zähne, zumal sich die absolvierten Kilometer auch nur mehr knapp im zweistelligen Bereich bewegen. Vor allem die letzten drei Kilometer mit einer Durchschnittssteigung von über zehn Prozent auf eher mäßig-rollendem Untergrund verlangen einem noch einmal einiges an Kraft ab.

Oben angekommen kann man aber erst einmal entspannt durchatmen, denn große Hürden kommen jetzt nicht mehr. Der Blick wandert den Koschuta-Kamm entlang über das Zeller Hochtal, durch das uns nach kurzer steiler Abfahrt die letzten Kilometer zurück zum Ausgangspunkt führen.

 

Einen Schwank aus vergangenen Tagen darf ich hier noch anhängen:

 

Erstmals in Angriff genommen habe ich diese Runde vor vielen Jahren nur einige Tage vor meiner Hochzeit. In der Auffahrt zum Seebergsattel ist mir damals der vordere Schaltzug gerissen und trotz recht guter Form war an ein Beenden der Runde auf dem großen Kettenblatt nicht zu denken. Dass mich der bereitwillig zu Hilfe eilende Schwiegervater in spe wieder aus dem nahen Ausland heimgeholt hat, hat mir während der Hochzeitsfeierlichkeiten wenige Tage später ob meines “durchkreuzten Fluchtversuchs” so manchen hämischen Kommentar eingebrockt.

 

GPX-Track

Start/Parkmöglichkeiten

Ferlach, Badesee Kirschentheuer

Wegpunkte

Kirschentheuer - Unterloibl - Loiblpass - Trzic - Krize - Gorice - Baselj - Preddvor - Kokra - Jezersko - Seebergsattel - Bad Vellach - Bad Eisenkappel - Schaidasattel - Zell Pfarre - Ferlach - Kirschentheuer

Hinweise

- Grenzüberschreitung - Pass nicht vergessen

- Radlichter für den problemlos mit dem Rad zu befahrenden Loibltunnel

- Höhenprofil stimmt nicht; Der Loiblpass wird unterirdisch durchquert und ist natürlich nicht 40% steil.