Lienzer Sternfahrt

Einigermaßen flache Rennradrunden in Osttirol zu finden, ist ein schwieriges Unterfangen. Es gibt zwar relativ viele Rennradler, die die Bundesstraßen auf und ab fahren, aber bei dem recht dichten Verkehrsaufkommen und den nicht gerade als rücksichtsvolle und langsame Autofahrer bekannten Osttirolern ist das ein eher zweifelhaftes Vergnügen, auf das ich gerne verzichte. Eine Möglichkeit für eine einigermaßen flache Runde unter Umgehung der Bundesstraße, ist das Lienzer Becken in einer Art Sternfahrt auszunützen, wobei flach angesichts 827 Höhenmetern auf 46 Kilometern auch relativ ist.

Start ist der große öffentliche Parkplatz an der Felbertauern Straße gegenüber der Hochsteinbahn. 

Zunächst fährt man über Schloßgasse und Patriasdorfer Straße zur Lienzer Pfarrkirche und biegt gleich danach links ab in die Oberdrumer Straße. Wie gesagt, ganz flach ist auch diese Strecke nicht, die kurze Steigung nach Oberdrum stellt aber definitiv noch keine größere Herausforderung dar. 

Von Oberdrum gehts hinunter nach Oberlienz und über einen kleinen Umweg zurück nach Lienz. Nach Überquerung der Bundesstraße nutzen wir den schmalen aber netten parallel zur Isel verlaufenden Radweg.

Beim großen Kreisverkehr in Lienz nimmt man die dritte Ausfahrt Richtung Spittal an der Drau. Nach etwa einem Kilometer kurz vor dem Bahnhof biegt man rechts ab, Wegweiser Tristacher See, unterquert die Bahntrasse, überquert die Drau und fährt dann auf schmalen netten Straßen nach Amlach, den mächtigen Spitzkofel immer direkt vor uns.

In Amlach suchen wir uns die Straße Richtung Tristach und wer mag, kann jetzt noch eine kleine Bergaufpassage hinauf zum Westufer des Tristacher Sees einstreuen. Die Steigung beginnt gleich recht ordentlich mit 12%, wird dann aber rasch flacher, um am letzten Kilometer noch einmal etwas steiler zu werden.  Die 165 Höhenmeter auf 2,3 Kilometer zahlen sich aber auf jeden Fall aus, erwartet einen oben immerhin der einzige Naturbadesee Osttirols. Den Tristacher See könnte man zwar sowohl am Nord- als auch am Südufer passieren, aber nicht einmal ich als berüchtigter Schotterpilot tu mir diese Fahrt auf grobschottrigem Wanderweg mit zahlreichen Spaziergängern an.

Und so fährt man die 2,3 Kilometer halt wieder hinunter und biegt unten rechts nach Tristach ab. Kurz nach Tristach zweigt übrigens die Straße ab, die zum Ostufer des Sees führt. Den See würde man nach gut 1,5 Kilometern erreichen, wenn man diese Straße aber weiter bergauf fährt, wird es wesentlich härter, denn auf die Dolomitenhütte sind es insgesamt 7,5 Kilometer und 900 Höhenmeter.

Da wir für heute ja eher eine flache Runde vorhaben, bleiben wir auf unserer Straße und kommen bald nach Lavant. Auf dem südlich des Ortes am Fuße der Lienzer Dolomiten liegenden Kirchbichl befindet sich die weithin sichtbare barockisierte Kirche. Spannender sind aber die Ausgrabungen der frühchristlichen Vorgängerkirche, die gemeinsam mit dem umgebenden Ort um 600 n.C. durch einen Felssturz zerstört wurde.

Ganz haben wir den Umkehrpunkt noch nicht erreicht. Man biegt in Lavant rechts ab, fährt durch den Lavanter Ortsteil Wacht und wenn man dann die Bundesstraße erreicht, geht es zurück Richtung Lienz.

Die Bundesstraße kann man nach wenigen hundert Metern wieder verlassen und auf einer kleinen Straße fährt man der Drau entlang bis man an einer T-Kreuzung mit der Lavanter Straße ansteht. Hier biegt man rechts ab, überquert die Bundesstraße und über Dölsach und Nußdorf kommt man zurück ins Stadtgebiet von Lienz. 

Es erwartet uns jetzt noch ein letzter Zacken unseres Sterns. Und zwar fahren wir über die Talstation der Zettersfeldbahn nach Gaimberg, dann hinüber nach Thurn, bevor es in einer schnellen Abfahrt zurück zum Ausgangspunkt geht.

Zusammenfassend kann man sagen: Diese Runde ist weder die anspruchsvollste, noch spektakulärste Runde, bei wenig Zeit oder zweifelhaften Wetterverhältnissen aber durchaus lohnend und für das verkehrsreiche Lienzer Becken sensationell ruhig.