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Monte San Simeone

Eingefahren:
05. 2018
Kilometer:
92.50
Höhenmeter:
2590.00
GPX-Track
  • Rennrad, Friaul, Italien, Karnische Alpen, Dolomiten, Tolmezzo
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Mit manchen Straßen verhält es sich wie mit einer besonderen Flasche Wein: man meint immer, sie für einen besonderen Moment aufbewahren zu müssen. Meine “Flasche Wein” ist der serpentinenreiche Anstieg auf den Monte San Simeone, der schon seit Jahren auf meiner “to-ride-Liste” oberste Priorität hat. Doch während so manche Flasche Wein dann nicht das Erhoffte hält, hat diese Straße meine in sie gesetzten Erwartungen nicht nur erfüllt sondern sogar bei weitem übertroffen. Und auch wenn der Monte San Simeone das unangefochtene Highlight der Runde ist, so braucht sich der Rest der Runde durchaus nicht zu verstecken und ist nicht minder lohnend.

 

Zwischen Lago di Cavazzo im Westen und Tagliamento im Norden und Osten eingebettet erhebt sich steil aufragend der Monte San Simeone. Aufgrund seiner Exponiertheit und vorgeschobenen Lage zur friulanischen Tiefebene hin, ist er ein ausgezeichneter Aussichtsberg, weshalb auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine schmale Militärstraße zur Abwehr der Österreichisch-Ungarischen Truppen seine Ostflanke hinauf angelegt wurde.

Am Fuß des Monte San Simeone etwas erhöht über dem wunderschönen Lago di Cavazzo liegt der kleine Ort Interneppo, der Ausgangspunkt dieser Runde.

Wie oben erwähnt, brauchen sich die ersten 65 Kilometer des Tages keineswegs zu verstecken, bieten sie doch friulanisches Rennrad-Vergnügen, wie wir es kennen und lieben. Zugegeben um den Zustand der Straßen ist es nicht immer zum Besten bestellt, ja oftmals sind sie sogar in einem grenzwertig miesen Zustand, aber nirgends nimmt man das so gerne in Kauf wie im Friaul, wo man mit einer Naturbelassenheit, landschaftlichen Schönheit und Einsamkeit belohnt wird, wie man sie in den Alpen sonst kaum noch irgendwo findet.

Zunächst geht es das Westufer des Lago di Cavazzo nordwärts, bevor man nach einer ersten kurzen Steigung die Straße links auf ein deutlich kleineres Sträßchen verlassen kann. Es folgt ein netter und idyllischer Abstecher hinauf zur schönen und schon von weitem sichtbaren Kirche Pieve di Santo Stefano. Einige flache Kilometer sind uns noch vergönnt, bevor dann der erste Anstieg des Tages beginnt.

Genau wie beim Giro d’Italia 2017 geht es vom Tagliamento über Verzegnis hinauf auf die Sella Chianzutans. Der Anstieg verläuft großteils unspektakulär im Wald, große Schwierigkeiten bleiben einem erspart und erst im oberen Teil tun sich einige schöne Blicke auf die umliegende Bergwelt auf. Während also die Nordseite der Sella Chianzutan noch keine fünf Sterne verdient, tut dies die Südseite, die es nun hinunter geht, sehr wohl.

Eine wahre Traumstraße schlängelt sich hinunter in das kaum besiedelte obere Val d’Arzino, wo Erinnerungen an Abenteuer vergangener Tage wach werden. (Dolomiti friulane - Passo Rest)

Kurz nachdem man San Francesco, die einzige ernstzunehmende Siedlung des ganzen Tales mit ihren stolzen 100 Einwohnern passiert hat, sollte man sich kurz konzentrieren, um eine links abzweigende kleine Straße nicht zu übersehen. Bis hierher sind andere Verkehrsteilnehmer nur äußerst spärlich anzutreffen, doch auf den nun folgenden 20 Kilometern sind sie fast schon eine Sensation. Außer einigen wenigen verstreuten Höfen und Almen gibt es nur uns und das Sträßchen auf die Cuel di Forcja, das die bewaldete Südflanke des Monte Cuar hinauf verläuft.

Sind die Straßenverhältnisse bei der Auffahrt noch erträglich, so ist die steile Abfahrt wieder hinunter zum Lago di Cavazzo mittlerweile leider doch so in die Jahre gekommen, dass nicht viel Abfahrtsvergnügen bleibt. Zu groß wäre das Risiko, dass einem Schlaglöcher, Wasserrinnen oder Split und Geröll in den Kurven zum Verhängnis werden. Irgendwie schafft man es dann aber doch hinunter und so wird diese Abfahrt am besten in der Rubrik Pionierleistung abgespeichert.

Wenig später ist man zurück beim Ausgangspunkt in Interneppo und kann auf eine durchaus gelungene Runde zurückblicken. Oder war da nicht noch was?

Richtig: der Höhepunkt der Runde. Die Sella di Interneppo, ein tief eingeschnittener Übergang hinüber ins Tal des Tagliamento ist rasch erreicht und hier am höchsten Punkt zweigt links ein kleines Sträßchen ab. Und was für eines! Sagenhafte 29 Serpentinen schrauben sich die 10,5 Kilometer und 880 Höhenmeter den Monte San Simeone hinauf. Im unteren Bereich folgen die Serpentinen dabei einem bewährten Muster: Während die Linkskurven jeweils in einem kurzen, engen Tunnel verschwinden, offenbaren die Rechtskurven mit zunehmender Höhe immer traumhaftere Blicke auf die Julischen Alpen, den mäandernden Tagliamento und die friulanische Tiefebene bis weit über Udine hinaus.

Dass die Straße äußerst schmal und fast durchgehend ohne seitliche Begrenzung verläuft, trägt nicht unwesentlich zu ihrem spektakulären und abenteuerlichen Charakter bei, und dass der teilweise asphaltierte, teilweise betonierte Untergrund besser als erwartet ist und dazu die Steigung zumeist unter zehn Prozent bleibt, läßt das Hochgefühl von Serpentine zu Serpentine wachsen.

Nach oben legt sich der Hang etwas zurück, das Gelände wird offener und nach einigen Wochenendhäusern erreicht man den höchsten Straßenpunkt. Da kurz darauf auch der Asphalt aufhört, empfiehlt es sich, am höchsten Punkt zu wenden und mit der nötigen Vorsicht auf dem gleichen Weg zurück nach Interneppo zu rollen. Klarerweise nicht ohne das ein oder andere Foto für die persönliche wall of fame zu schießen.

 

GPX-Track

Start/Parkmöglichkeiten

Interneppo, Via Chiesa

Wegpunkte

Interneppo - Mena Somplago - Cesclans - Cavazzo Carnico - Verzegnis - Sella Chianzutan - San Francesco - Cuel di Forcja - Avasinis - Interneppo - Monte San Simeone - Interneppo