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La Strada di Bottecchia

Eingefahren:
01. 2017
Kilometer:
87.00
Höhenmeter:
1125.00
GPX-Track
  • Rennrad, Italien, Friaul, San Daniele
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Wie kaum eine andere Region Italiens verbindet das Friaul Gebirge und Meer. Es lässt sich in zwei etwa gleich große Abschnitte aufteilen: ein bergiges Gebiet mit einigen der fantastischsten und schwierigsten Straßen für Rennradfahrer, allen voran dem beinharten Zoncolan, und eine vollkommen flache, landwirtschaftlich geprägte Tiefebene, die mit so bekannten Orten wie Grado und Lignano an die Adria grenzt. Die hier beschriebene Runde befindet sich im Grenzgebiet dieser beiden Abschnitte. Sie eröffnet Einblicke in die Bergwelt, ohne wirklich schwer zu werden, und in die Tiefebene, ohne an Abwechslungsreichtum einzubüßen.

Ausgangspunkt ist das für seinen Schinken berühmte San Daniele. Den Verkehr der geschäftigen Kleinstadt lassen wir rasch hinter uns und nach nur kurzer Einrollphase geht es bei Muris schon das erste Mal bergauf. Immerhin fast 300 Höhenmeter gilt es auf den nächsten drei Kilometern zu überwinden und aufgrund der südlichen Exposition kommen wir trotz der frostigen Jännertemperaturen ordentlich ins Schwitzen. Oben am Monte Ragogna, der sein Umland weit überragt, bieten sich dann aber als Belohnung wunderschöne Blicke in die Umgebung insbesondere auf den in seinem breiten Schotterbett meandernden Tagliamento.

Der Tagliamento ist einer der letzten Wildflüsse der Alpen, dem noch genug Platz zugestanden wird, um sich Jahr für Jahr seinen Lauf neu im mehrere Kilometer breiten Schotterbett zu suchen. An seinem westlichen Ufer geht es nordwärts und diese kleine schöne Straße wird auch als Strada di Bottecchia bezeichnet. Der legendäre Ottavio Bottecchia war der erste italienische Tour de France Gewinner und kam auf eben dieser Straße 1927 im jungen Alter von 32 Jahren beim kleinen Ort Peònis unter mysteriösen Umständen ums Leben. Erst viele Jahre nach seinem Tod hat der Bauer, der ihn bewusstlos und blutüberströmt im Straßengraben gefunden hat, am Sterbebett gestanden, dass er einen Fremden beim Traubenstehlen erwischt und diesen mit einem Stein erschlagen hat. Dass es sich dabei um den damals schon berühmten Bottecchia gehandelt hat, habe er zu spät erkannt.

Die Lust aufs Traubenstehlen ist uns vergangen und wir verlassen bei Alesso die Straße, fahren kurz am Lago di Cavazzo entlang und nach kurzem Anstieg auf die Sella di Interneppo geht es wieder hinunter zum Tagliamento. Auf der kurzen Abfahrt hinunter nach Bordano kommt man an einer mit den Granden der italienischen Radsportgeschichte bemalten Mauer vorbei, die es immerhin bis auf die Titelseite unseres Portals und dieser Tour geschafft hat.

Nach Überquerung des Tagliamento wird Venzone erreicht, das genauso wie das nahe Gemona durch ein verheerendes Erdbebens 1976 fast vollständig zerstört wurde. Neben fast 1000 Todesopfern in der Region wurden auch die Altstadt, die Festungsmauern und der Dom, an dem wir unmittelbar vorbei fahren, komplett zerstört. Zum Glück aus heutiger Sicht hat sich damals ein Bürgerkomitee durchgesetzt und das gesamte historische Stadtzentrum wurde aus den Trümmerresten weitgehend originalgetreu wieder aufgebaut. Nicht auszudenken, wenn stattdessen die von der Gemeindepolitik favorisierten Fertigbauten zum Zug gekommen wären.

Von Venzone geht es auf dem tadellosen Radweg nach Ospedaletto und weiter nach Gemona. Nach der etwas verwinkelten Ortsdurchfahrt von Gemona kommt ein kurzer Tunnel, unmittelbar danach zweigt links eine Straße Richtung Montenars ab und es folgt wieder ein kurzer Anstieg. Wenn man von der Kuppe des Anstiegs Richtung Südwesten blickt, sieht man zwei Erhebungen aus der Ebene ragen. Den Monte Ragogna im Hintergrund, über den wir schon gefahren sind, und etwas näher zu uns den Monte Buja: unser nächstes Ziel, er wird allerdings nicht über-, sondern umfahren.  

Nach einem kurzens Stück auf verkehrsreicheren Straßen wir zunächst Majano erreicht, dann - um den größeren Straßen auszuweichen - geht es über einen kleinen Umweg nach Susans, Cimano und zurück nach San Daniele.

Wer jetzt noch nicht genug hat, kann sich ja noch im Sprint bei der Mini-Bergankunft im Ortszentrum von San Daniele messen, aber auch ohne diesen Kraftakt verdient sich die Runde eine Extra-Empfehlung und wir uns eine Extra-Portion Prosciutto di San Daniele.

GPX-Track

Start/Parkmöglichkeiten

San Daniele del Friuli, großer öffentlicher Parkplatz Ecke Via Udine - Via Sottoriva

Wegpunkte

San Daniele - Muris - Monte di Ragogna - Pinzano al Tagliamento - Peònis - Alesso - Lago di Cavazzo - Bordano - Venzone -Gemona del Friuli - Borgo Lazzaretto - Artegna - Monte di Buja - Buja - Majano - Susans - Cimano - San Daniele