Loading

Que ore sono?

Eingefahren:
05. 2018
Kilometer:
94.50
Höhenmeter:
2270.00
GPX-Track
  • Rennrad, Italien, Friaul, Dolomiten, Tolmezzo
  • Rennrad, Italien, Friaul, Dolomiten, Tolmezzo
  • Rennrad, Italien, Friaul, Dolomiten, Tolmezzo
  • Rennrad, Italien, Friaul, Dolomiten, Tolmezzo
  • Rennrad, Italien, Friaul, Dolomiten, Tolmezzo

Ganz einig sind sich die Geographen und Alpingesellschaften ja nicht, was sie mit den Friulaner Dolomiten machen sollen. Ordnet man sie jetzt den östlichen Dolomiten zu oder doch den südlichen Karnischen Alpen? Uns sind solche Spitzfindigkeiten völlig egal, solange in dieser rauhen und dünn besiedelten Bergregion so grandiose Runden wie die hier vorgestellte zu finden sind.

 

Ausgangspunkt ist Comeglians im Val Degano etwas südlich des Karnischen Hauptkamms. An schweren Anstiegen mangelt es hier wahrlich nicht, liegen doch so furchteinflößende Kaliber wie der Monte Zoncolan und der Monte Crostis direkt vor der Haustür. Doch keine Sorge, in puncto Schwierigkeit und Steilheit kann diese Runde den eben genannten nicht das Wasser reichen, wenngleich der erste Anstieg, der fast unmittelbar nach dem Start beginnt, auch knapp 30 Kilometer lang ist.

Genau genommen sind es sogar zwei Pässe, die es nun zu bezwingen gilt. Zum einen die Forcella Lavardet, die das Val Pesarina mit dem oberen Cadore verbindet, und die Sella Ciampigotto, die praktisch nahtlos den Anstieg Richtung Westen fortsetzt und noch einmal 250 Höhenmeter drauflegt.

Es geht also zunächst das nur im unteren Teil besiedelte Val Pesarina hinein. Die Steigung hält sich auf den ersten fünfzehn Kilometern durchwegs in Grenzen, so dass genug Luft bleibt, sich etwas umzusehen. Vor allem das hinterste Dorf des Tals Pesariis ist ein kleines Gustostückerl. Bereits am Ortseingang wird klar, welchem Handwerk sich die Einwohner verschrieben haben. Und tatsächlich hat die Uhrmacherei hier eine lange Tradition, was man in einem eigenen Museum und vor allem an kunstvoll gestalteten Uhren an fast jedem Haus vor Augen geführt bekommt.

Im Wissen, dass es Zeit für uns ist, weiterzufahren, lassen wir den besiedelten Teil des Tals zurück und fahren tiefer hinein in die bewaldeten Abhänge der Friulaner Dolomiten. Allmählich legt die Steigung zu, bleibt jedoch über weite Strecken deutlich im einstelligen Bereich. Etwa in 1550 Metern Seehöhe zweigt rechts die ehemalige SS465 ab. In wenigen Metern würde man über sie die Forcella Lavardet erreichen, von wo diese Straße landschaftlich wunderschön hinunter nach Campolongo di Cadore führt. Diese einstige gut ausgebaute Hauptverkehrsverbindung wird allerdings in den letzten Jahrzehnten nur noch als Forststraße instand gehalten, was bei doch regelmäßigen Vermurungen eine Befahrung mit dem Rennrad mittlerweile praktisch unmöglich macht.

Für uns geht es aber ohnehin geradeaus weiter hinauf und nach 250 weiteren Höhenmetern erreicht man die Sella Ciampigotto, den höchsten Punkt der Runde. Eingebettet in ein wunderbares Felspanorama verläuft diese kaum befahrene Straße hinunter ins zentrale Cadore. Allzu rasant sollte man die gut 17 Kilometer lange Abfahrt allerdings nicht angehen lassen. Straßenverhältnisse, Unübersichtlichkeit und reichlich Split in den Kurven erfordern doch ein erhebliches Maß an Aufmerksamkeit und Vorsicht.

Gut unten angekommen, sind die Hauptschwierigkeiten der Runde dann fast geschafft. Nur fast deswegen, weil der Piave hier eine tiefe Schlucht gegraben hat und die landschaftlich schöne, parallel dazu verlaufende Straße auch hier dem Verfall preisgegeben und gesperrt ist. Die neue Straße mag für den Autoverkehr eine Erleichterung bringen, für uns ist der vier Kilometer lange Tunnel aber keineswegs ein Segen. Und so heißt es Radlichter an, Kopf zwischen die Schultern und Druck aufs Pedal.

Der dann folgende Anstieg nach Sappada ist nicht weiter schwer, in unserem Fall sogar ausgesprochen motivierend. Die Straße ist nämlich bereits geschmückt und gesperrt für die in Kürze erwartete Mini-Bergankunft der 19. Giro d’Italia Etappe. Begeistert beziehen wir fast unmittelbar an der Ziellinie in Sappada Stellung, winken dem hühnenhaften Mario Cipollini zu und bejubeln wenig später den beeindruckenden Etappensieg von Simon Yates.

Die noch fehlenden 20 Kilometer bis zum Ausgangspunkt verlaufen dann fast ausschließlich bergab, so dass man schon in aller Ruhe Zeit hat, sich aufs Abendessen zu freuen und sich Gedanken über die Runde des nächsten Tages zu machen.

 

GPX-Track

Start/Parkmöglichkeiten

Comeglians, Piazza San Nicolò

Wegpunkte

Comeglians - Prato Carnico - Forcella Lavardet - Sella Ciampigotto - Vigo di Cadore - Santo Stefano di Cadore - Sappada - Avoltri - Comeglians

Hinweise

4 Kilometer Tunnel zwischen Vigo und Santo Stefano di Cadore - Radlichter nicht vergessen