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Monte Amiata

Eingefahren:
03. 2016
Kilometer:
81.50
Höhenmeter:
2075.00
GPX-Track
  • Rennrad, Italien, Toskana, Monte Amiata, Val d'Orcia
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Der Monte Amiata überragt mit seinen 1738 Metern alles ringsum und auch wenn er zuletzt vor mehreren hundertausend Jahren ausgebrochen ist, optisch kann er seinen vulkanischen Ursprung nicht verbergen. Olfaktorisch allerdings auch nicht: regelmäßig steigen einem Schwefelgerüche in die Nase und auch die warmen Quellen rund um den Berg werden von ähnlich "angenehmen" Gerüchen überlagert. Mehrere Straßen führen von allen Seiten auf die etwa 200 Meter unter dem Gipfel verlaufende Ringstraße, sodaß sich der Monte Amiata geradezu ideal in eine Runde einbauen läßt. Da kann man nur noch eines sagen: fenomenale!

Nach dem gestrigen Regentag sind wir richtig erleichtert, dass uns in der Früh die Sonne weckt. Etwas kühl ist es zwar schon noch, aber damit muss man im März in der Toskana einfach noch rechnen.

Bei der Anfahrt zum heutigen Ausgangspunkt mischen sich dann aber doch ein paar Zweifel und Sorgen in die Euphorie. Mächtig und sonnenbeschienen steht er vor uns, unser heutiges Ziel der Monte Amiata, und weiß. 

Über Nacht hat es tatsächlich geschneit und das nicht nur im obersten Gipfelbereich, sondern ausgesprochen weit herunter. Und jeder von uns beginnt sich zu fragen, ob dass jetzt wirklich eine jener Heldengeschichten wird, die man Jahre später noch gerne erzählt oder ob nicht doch ein kläglicher Rückzug in niederere und wärmere Gefilde vernünftig wäre.

Wir lassen es auf jeden Fall darauf ankommen, von vornherein aufzugeben, ist keine Option.

Während sich also oben im gar nicht so kleine Skigebiet die Süd-Toskanesen dem Wintersport hingeben, starten wir Gebirgler unsere Radtour ambitioniert in kurzer Montur.

Startpunkt ist der kleine Ort Bagni San Filipo. Der Ort besteht quasi nur aus einer Einbahn, die von oben nach unten durchs Dorf führt. Während man am Vormittag ein verschlafenes Nest vorfindet, wo man problemlos einen Parkplatz ergattert, wird es mit fortschreitender Stunde voller und die Parkplätze spärlicher. Schuld daran sind das Thermalbad und die Balena bianca, ein eindrucksvoller Sinterfelsen, der von zahlreichen warmen Quellen umgeben wird. 

Von Bagni San Filipo geht es zunächst zwei Kilometer bergab zur Via Cassia, wo man rechts abbiegt, um diese gleich darauf wieder links Richtung Radicofani zu verlassen. Nun beginnt die erste Steigung des Tages, die zwar im Höhenprofil ziemlich unspektakulär ausschaut, immerhin 500 Höhenmeter gilt es aber doch zu überwinden. Es geht immer den Wegweisern Richtung Abbadia San Salvatore nach und wir lassen uns vom immer weit über uns liegenden eingeschneiten Gipfel und den Schneeketten-Gebotstafeln nicht allzu sehr einschüchtern.

Nach der Ortsdurchfahrt von Abbadia San Salvatore geht es in gemächlichem Auf und Ab über Piancastagnaio und Saragiolo nach Santa Fiora, dem angeblich schönsten Ort im Amiatagebiet. Eine Espresso-Pause machen wir hier zwar, auf eine größere Ortsbesichtigung verzichten wir aber, sondern machen uns weiter auf den Weg nach Castel del Piano.

Die Strecke von Arcidosso bis Castel del Piano ist wegen des verstärkten Verkehrsaufkommens etwas ungemütlich. Entschädigt wird man allerdings durch den schönen Blick auf das gegenüberliegende Städtchen Montelaterone und die Gewissheit, dass man in Castel del Piano auf die einsame Westauffahrt auf den Monte Amiata abzweigen wird.

Jetzt beginnt also die Hauptsteigung des Tages und unterschätzen sollte man sie definitiv nicht. 1040 Höhenmeter verteilt auf knapp 15 Kilometer sind auch unter optimalen Bedingungen nicht einfach. Sommerliche Hitze, in der Toskana naturgemäß keine Seltenheit, oder wie heute winterliche Bedingungen machen das Unterfangen keineswegs leichter.

Während es im unteren Teil noch angenehm warm ist, wird es, je weiter wir nach oben kommen, deutlich kühler und der von den Bäumen fallende Schnee trägt auch nicht unbedingt zur Erwärmung bei. Da hilft nur eins: ein ambitioniertes Tempo einschlagen, und das tun wir auch.

Bei der Talstation des ersten Schiliftes am Prato delle Macinaie, wo überraschend viele Schifahrer unterwegs sind, halten wir uns rechts Richtung Prato della Contessa und die bis hierher doch meistens um die 10% steile Straße wird merklich flacher. Man befindet sich jetzt auf einer Ringstraße, die etwa 200 Meter unterhalb des Gipfels rundherum um diesen verläuft. Um auf dieser zu bleiben muss man am Prato della Contessa links abzweigen und nach weiteren zwei Kilometern kommt man zu einer weiteren Kreuzung, wo man neuerlich links abbiegt, bzw. bergauf weiter fährt. Wer noch eine Attacke starten möchte, sollte sich jetzt beeilen, denn bald darauf hat man den höchsten Punkt der Straße erreicht. Man kommt zur Talstation eines weiteren Schiliftes mit dem dazugehörigen Parkplatz, einige Ferienhütten und dem Albergo/Ristorante Sella. 

Wir deponieren unsere Räder beim gut benutzten Schiständer und stärken beziehungsweise wärmen uns im Ristorante auf, wo uns Alberto Tomba und Deborah Compagnoni von der Foto-Wand entgegen lachen. Das Aufwärmen ist auch notwendig, wie wir beim Verlassen merken. Gerade einmal null Grad hat es hier heroben und wir wirken unter all den Schifahrern offensichtlich so deplaziert, dass unsere Bitte, von uns ein Gruppenfoto zu machen, nur zu einem wortlosen und fluchtartigen Haken weg von uns führt.

Der Rest der Runde führt jetzt nur noch bergab. Wir ziehen uns alles an, was wir haben, und über Abbadia San Salvatore rollen wir zurück zum Ausgangspunkt.

Hier macht sich unser Ausgangspunkt bezahlt, denn nach der eiskalten Abfahrt sind die zahlreichen, frei zugänglichen und bis zu 40° warmen Quellen eine wahre Wohltat und unser erobertes Parade-Becken wird während der nächsten Stunde weder verlassen noch mit den zahlreichen, uns neidisch beobachtenden Wartenden geteilt.

GPX-Track

Start/Parkmöglichkeiten

Bagni San Filippo, Parkplätze entlang der Straße im Ortszentrum

 

Wegpunkte

Bagni San Filippo - Abbadia San Salvatore - Santa Fiora - Arcidosso - Castel del Piano - Monte Amiata, Albergo Sella - Abbadia San Salvatore - Bagni San Filippo